Realfake

Realfake, Buch von Sebastian Bieniek

Realfake: wahrscheinlich ist einiges, möglich mehr, wahr ist alles ; ein episodisches Sachbuch.

Sebastian Bienieks Realfake ist eine fantastische und unterhaltsame Reise durch die Gedankenwelt eines Künstlers, der im Social Networking zunächst Chancen auf bessere Selbstvermarktung erblickte und in der Reflexion seiner Handlungen schließlich sein Weltbild herausfilterte, das stellenweise auch zur schonungslosen Kapitalismuskritik gerät.


Mehrmals wechselt der Autor die Genres zwischen Sachbuch, Autobiografie, prosaischem Drehbuch und philosophischen Notizen. Sanfte Wechsel, die den Grundgedanken umso glaubwürdiger in zahlreichen Aspekten entfalten: Alles im Universum strebt nach immer komplexeren Organisationsformen, um das eigene Überleben möglichst erfolgreich zu meistern.

Beim Menschen drückt sich dieses Streben als Gruppenzugehörigkeitsbedürfnis aus. Und eine Fake genannte, sinnstiftende 'Brücke zwischen den Menschen' ist der Ursprung solcher Gruppen, der durch Überhöhung und Wiederholung in Raum und Zeit unüberprüfbare Autorität erlangt. Aller Erfolg, Ruhm und Macht beruhen auf der wiederholten Glorifizierung wundersamer Taten des Identitätsstifters durch jene, die an der daraus resultierenden Gruppenbildung profitieren.

Im dreiteiligen Aufbau des Buches setzt Bieniek den Fake, die Gruppe und die Masse in Beziehung zu den ebenso mythischen wie wissenschaftlichen Begriffen Licht, Energie, Dynamik und Struktur. Er glaubt dadurch selbst Einsteins Relativitätstheorie oder Darwins Evolutionstheorie widerlegen zu können. Interessante Einlassungen, die eine sich der Allgemeinverständlichkeit entziehende Wissenschaft unlauterer magischer Tricks verdächtigt, beispielsweise um bestehende Machtverhältnisse zu bestätigen.


Realfake, Buch von Sebastian Bieniek, Book
  • Herausgeber ‏ : ‎ TEN LETTERS; 1., Edition (25. Juli 2011)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 320 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3942835355
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3942835350
  • Lesealter ‏ : ‎ Ab 18 Jahren
  • Abmessungen ‏ : ‎ 11.8 x 2.4 x 18.7 cm



Rezenssion 1:


Sebastian Bienieks Realfake ist eine fantastische und unterhaltsame Reise durch die Gedankenwelt eines Künstlers, der im Social Networking zunächst Chancen auf bessere Selbstvermarktung erblickte und in der Reflexion seiner Handlungen schließlich sein Weltbild herausfilterte, das stellenweise auch zur schonungslosen Kapitalismuskritik gerät.

Mehrmals wechselt der Autor die Genres zwischen Sachbuch, Autobiografie, prosaischem Drehbuch und philosophischen Notizen. Sanfte Wechsel, die den Grundgedanken umso glaubwürdiger in zahlreichen Aspekten entfalten: Alles im Universum strebt nach immer komplexeren Organisationsformen, um das eigene Überleben möglichst erfolgreich zu meistern.

Beim Menschen drückt sich dieses Streben als Gruppenzugehörigkeitsbedürfnis aus. Und eine Fake genannte, sinnstiftende »Brücke zwischen den Menschen« ist der Ursprung solcher Gruppen, der durch Überhöhung und Wiederholung in Raum und Zeit unüberprüfbare Autorität erlangt. Aller Erfolg, Ruhm und Macht beruhen auf der wiederholten Glorifizierung wundersamer Taten des Identitätsstifters durch jene, die an der daraus resultierenden Gruppenbildung profitieren.

Im dreiteiligen Aufbau des Buches setzt Bieniek den Fake, die Gruppe und die Masse in Beziehung zu den ebenso mythischen wie wissenschaftlichen Begriffen Licht, Energie, Dynamik und Struktur. Er glaubt dadurch selbst Einsteins Relativitätstheorie oder Darwins Evolutionstheorie widerlegen zu können. Interessante Einlassungen, die eine sich der Allgemeinverständlichkeit entziehende Wissenschaft unlauterer magischer Tricks verdächtigt, beispielsweise um bestehende Machtverhältnisse zu bestätigen.

Ich kann Realfake guten Gewissens als hochgradig inspirierendes Werk empfehlen, das den brillanten Geist eines kreativen Multitalents offenbart.

Klaus-Dieter Knoll (amazon.de, 2011)

Rezenssion 2:


Ein Zufall hat mir dieses bemerkenswerte Buch aus der Independent Ecke in die Arme gespielt und es ist zu einem festen Begleiter geworden. Mit radikaler Gedankenschärfe und denkwürdiger Tiefe beleuchtet der Autor Sebastian Bieniek grundlegende Phänomene unserer Gesellschaft und nimmt uns mit auf eine Reise, die in einem kleinen Dorf in Oberschlesien beginnt und ankommt in der globalen, von Kapitalismus und Markendiktat bestimmten Gesellschaft. Kaleidoskopartig werden dabei erstaunlich viele Phänomene beleuchtet und hinterfragt, die unsere Gesellschaft begründen und prägen - die klassischen Wissenschaftsdisziplinen, die Organisation der modernen Marktwirtschaft, der Warencharakter von Menschen und Beziehungen genauso wie die grundlegende Sehnsucht des Menschen nach Gruppenbildung, Vernetzung und Zugehörigkeit.

Wo beginnt das Marketing und wo hört es auf? Und sind diese Grenzen überhaupt noch erfahrbar und begreifbar?

Kämpferisch, wild und radikal schafft es Bieniek, dem allem mit einzigartigem Ton und atemberaubender Intensität eine Form zu geben.

Real Fake" ist ein Wagnis und ich kann es nur jedem ans Herz legen, der Lust und Mut hat, die Komfortzone des eigenen Denkens zu verlassen und sich mit Sebastian Bieniek auf diese Abenteuerreise zu begeben. Mein Geheimtipp für Weihnachten!

Britta Hempel (amazon.de, 2012)

Rezenssion 3:


Verständlicherweise polarisiert dieses Buch mehr als wahrscheinlich alle Bücher, die ich jemals in der Hand gehalten habe, aber das war mich schon klar nachdem ich die Kommentare darüber hier und dort gelesen hatte.

Es stellt die Fragen unserer Zeit, die der Mediengeneration – wenn man es so will – und beantwortet sie in scheinbaren Versuchsanordnungen, die der Autor auf Facebook unternimmt.

Es sind Fragen wie z. B. „Wem gehört die kollektive Identität? Wem gehört die Bestimmung darüber was wir sein wollen? Gehört sie nur einigen wenigen Personen, Unternehmen, Politikern oder uns allen?“

Wohlgemerkt die kollektive Identiät, denn es ist doch jedem klar, dass man nicht über eine Facebook Seite mit Mick Jagger Pläuschen halten kann. Und wer das nicht versteht oder wer sich darüber aufregt, dass seine Nachricht wider Erwarten doch nicht Mick Jagger zugestellt wurde, der ist einfach auf der falschen Plattform unterwegs gewesen und der sollte noch mal in Ruhe seine Weltordnung überdenken.

Insofern handelt das Buch mitunter von den Konstruktionen der unerfüllbaren Wünsche und deren Notwendigkeit.

Es geht nicht darum zu erfahren wie ein Star oder Sternchen auf das anzügliche Angebot von Max Mustermann reagiert, sondern dass es Max Mustermann endlich mal geschafft hatte es auszusprechen, seine Meinung zu sagen.

Dadurch fühlt sich Max Mustermann besser. Seine einzige Chance aber dieses Gefühl nicht zu verlieren, besteht darin, dass diese Nachricht niemals den Empfänger erreicht. Denn was kann der Empfänger dazu sagen? Seine Antwort ist immer damit verbunden die „Größe“ die Max Mustermann durch die vermeintliche Aussprache erreicht hat zu mindern. Es ist also im Sinne von Max Mustermann dass seine Nachricht niemals den Empfänger erreicht und deshalb platziert er unbewusst seine Frage so, dass alle – außer dem Empfänger – sie sehen können, denn dass will und muss er so machen.

Über derart glasklare analytische Dekonstruktionen – muss man schon sagen – nähert sich der Autor dem was er die kollektive Identität nennt. Sind die Götter, die niemals antworten und sie sind damit – für den Autor - nicht die Identitäten der Stars und Sternchens deren Namen sie tragen, sondern die unserer Wünsche.

Die Menschen, die über die kollektiven Identitäten, die in dem Buch REALFAKE als Sammelbehälter für Menschen, die nicht nur ihre eigene Identität sondern vor allem nach einem Vorwand um Gleichgesinnte zu finden suchen, beschrieben werden, tun etwas für sich. Sie sind vor allem auf der Suche nach einem Vorwand um das nicht über sich selbst sondern über etwas „Anerkannteres“ tun zu müssen. Sie wollen die eigene Suche an einen Schritt in die Gemeinschaft koppeln und damit die eigenen Schritte legitimieren.

Der Definition von Sebastian Bieniek nach ist alles Fake, was einen Unterschied zwischen seinem Inneren und Äußeren aufweist und damit alle Stars, Religionsstifter, Helden, Götter aber auch Spekulationsgrößen wie Kunst oder Aktien.

Der Autor wertet dabei nicht etwa den Fake als etwas Negatives in seinem Buch, sondern – ganz im Gegensatz – als die entscheidende Zutat die eine Kultur überhaupt erst möglich macht. Denn die Fakes sind in den Augen des Autors nichts anderes als die Kondensationskerne um die sich Gruppen bilden und damit der einzige Weg der überhaupt zur Gruppenbildung führt.

Menschen wollen sich um andere Menschen die besser, kluger, schöner, reicher als sie selbst sind finden, definieren, kennenlernen. Dies ist aber ein Widerspruch in sich und damit ein Fake, denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen sind so gering und damit ein Mensch der den Ruf genießt anderen Menschen überlegen zu sein unmöglich. Erst durch den Wunsch aber sich über etwas Besseres zu definieren entsteht das „Bessere“ und damit entsteht es als ein Fake, der allerdings aus dem praktischen Grund unsere Gesellschaft zu strukturieren absolut notwendig und unumgänglich ist.

Diese Fakes – da sie Menschen definieren indem sich diese über sie definieren – gehören zu den mächtigsten Waffen – viel zerstörerischer als eine Atombombe – der Welt, meint Sebastian Bieniek. Der Autor behauptet daher, dass sie allen gehören und keinem einzelnen gehören dürfen. Sie sind so etwas wie die Werte unserer Gesellschaft und über die weder Unternehmen noch Politiker im einzelnen verfügen dürfen sondern alle im gleichen Maße.

REALFAKE ist ein tief philosophisches Buch über einen Wertekampf unter dem die Welt leidet. Die Wirtschaftskrise, Revolutionen, Kriege sind in Augen von Sebastian Bieniek nichts anders als Metaphern für diesen Kampf. Sebastian Bieniek schreibt wie ein experimenteller Künstler, der mit jedem Schritt eine Grenze durchbrechen will, der hinter die Fassaden blickt und der das mit einer derartiger Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit zu beschreiben schafft, dass es dem Leser manchmal dabei unheimlich wird.

Man muss dieses Buch entweder lieben oder hassen. Auf mich hat es wie ein Sog gewirkt. Ich habe damit gelacht, geweint, nachgedacht und gestritten.

Pumpernickl (amazon.de, 2012)

Rezenssion 4:


Ist für mich die Entdeckung des Jahres. Ein sehr witziges Buch, welches sich auf eine ungewöhnliche Art mit dem Sozialen-Netzwerk Facebook auseinander setzt und nebenbei mit Humor und Tiefgründigkeit unsere Zeit beleuchtet. Die Ansätze, die in dem Buch dargelegt werden, sind mehr als Ungewöhnlich und dennoch absolut logisch. Der Autor stürzt sich in das Buch rein und schreibt wie jemand, der am nächsten Tag sterben müsste und deshalb alles und über alles schreibt. Er beginnt mit seinem Leben, Berlin, Künstlersein, Filmhochschule, kleine Erfolge, noch mehr Misserfolge, beginnt von neuem, verändert sich und auf einmal ist alles anders. Er schafft es mit Hilfe von Facebook-Fake-Profilen sich selbst neu zu erfindet und hat dabei noch genug Abstand zu sich selbst um jeden seiner Schritte genauestens auszuwerten und zu dokumentieren. Das alles scheint für ihn wie ein Experiment bei dem es um mehr geht als nur darum sich selbst als Künstler zu vermarkten. Er spielt oder tanzt. Nicht nur seine Schreibweise ist fellinesk, sondern auch die Gedanken, die beschrieben werden. Wie Episoden in einem Film ändern sich die Spielorte. Polen, Shanghai, Kairo, Berlin, Kriegszeit, Nachkriegszeit, Achtziger Jahre, heute, Facebook, alles vermischt sich wie in einem Fellini-Film, zu einer Sauce von einem ganz eigenartigen, aber umso charakteristischeren Geschmack. Dem Geschmack des Fake und der Geschichte darüber wie er unsere Welt, unser Leben und das des Autors dominiert. Am Ende erstaunt es gar nicht, dass in dem Buch die halbe Welt umgekrempelt wurde. Ganz im Gegenteil, es scheint absolut logisch und selbstverständlich. Die geradezu bestechende Einfachheit mit der hier Kapitalismuskritik dargelegt oder der Darwinismus widerlegt wird lässt einfach keinen Raum zum Zweifeln. Bieniek hat in allem recht, weil er wie ein Mensch aus Fleisch und Blut argumentiert, weil er für sein Wort einsteht und damit einen neuen Typus Mensch erschafft. Wer weiß, wahrscheinlich ist die Erfindung seiner selbst, die größte Errungenschaft dieses noch jungen Autors.

Inschramie (booklookerforum.de, 2011)


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